Welt-Bilder im Wandel der Zeit und wie sie unsere Perspektive verändern
Die menschliche Zivilisation hat im Laufe ihrer Geschichte eine Vielzahl von Weltbildern hervorgebracht. Diese Vorstellungen haben sich stetig weiterentwickelt und verändert, beeinflusst durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und philosophische Überlegungen. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Weltbilder und wie sie jeweils unser Verständnis von Realität geprägt haben. Das hat grundlegende Auswirkungen, ob wir in unserem Wirken von aktuell gültigem Wissensstand ausgehen oder de facto noch an alten überholten Konzepten hängen.
Die Evolution der Weltanschauung
Es ist spannend, wie sich unsere Sichtweisen auf die Welt, das Leben und das menschliche Dasein im Laufe der Zeit gewandelt haben. Selbst Gottesbilder und Religionen sind nicht frei von diesem Wandel. Doch Irrtümer im kollektiven Denken halten sich häufig sehr lange – selbst unter Wissenschaftlern und Gelehrten. Einmal erworbene Erkenntnisse bleiben festgefahrene Überzeugungen und werden hartnäckig weiter vertreten, obwohl es bereits neuere Erkenntnisse und neue realere Sichtweisen von der Welt und vom Leben gibt.
Die Entwicklung der Welt-Bilder zeigt, wie grundlegend sich unsere Vorstellungen im Laufe der Zeit verändern. Das lässt den Schluss zu, dass unsere aktuellen Sichtweisen nicht die letzte Wahrheit sind. Auch wir werden durch neue Erfahrungen und durch neue Erkenntnisse zu anderen Vorstellungen von unserem Leben kommen. Unser Bewusstsein entwickelt sich weiter! Damit öffnen sich neue Horizonte, das Leben aus einer weiteren, freieren Perspektive zu erfahren. Neue Zugänge führen zu neuen Erfahrungsräumen mit weiteren Handlungsspielräumen.
Von der Scheibe bis zum Kosmos
In prähistorischen Zeiten begannen Menschen bereits darüber nachzudenken, wie die Welt als Ganzes beschaffen sein könnte. Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein Beispiel für frühe Versuche, den Himmel darzustellen. Dieses Weltbild prägte die Vorstellung in der Antike. Die Erde ist demnach eine flache Scheibe, die von einem Himmelsgewölbe – dem Firmament – überragt wird. Die Himmelskörper sind „Lichter“, die fest am Firmament befestigt sind und die Landmassen der Erde werden von einem Ozean umgeben. Außerhalb der Himmelskuppel ist ebenfalls Wasser. Dieses Bild wurde später von Aristoteles widerlegt, der argumentierte, dass die Erde eine Kugel sein müsse. In der griechischen Antike glaubte man noch, dass die Erde im Zentrum der Welt stehe.
Das heliozentrische Weltbild
Das geozentrische Weltbild aus der Antike hielt sich bis ins späte Mittelalter, bis Nikolaus Kopernikus postulierte, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum unseres Universums steht. Johannes Kepler erweiterte dieses Bild mit der Entdeckung elliptischer Planetenbahnen und Galileo Galilei unterstützte diese Theorien durch seine Beobachtungen – sehr zum Missfallen der katholischen Kirche, die dies gänzlich ablehnte.
Der lange Weg zur Anerkennung
Seit dieser Zeit entfernte sich das naturwissenschaftliche Weltbild immer weiter von biblischen Vorstellungen. Wer im Mittelalter diese neuen Überzeugungen vertrat, wurde zum Widerruf gezwungen oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. So musste auch Galileo Galilei 1633 seine Erkenntnisse widerrufen und die Abschnitte in seinen Schriften entfernen, in denen er begründete, dass sich die Erde um die Sonne bewege.
Dieser Kirchenbann wurde vom Vatikan erst 1992 durch Papst Johannes Paul II. offiziell aufgehoben und Galilei vom Verdacht der Ketzerei freigesprochen. Dies offenbart eindrucksvoll, wie langwierig es sein kann, bis etablierte Irrtümer korrigiert werden. In diesem Fall ganze 359 Jahre!
Das kartesianische Denken
René Descartes entwickelte eine neue Sichtweise, die bis heute unsere Welt prägt. Er sah das ganze Universum als eine Maschine. Daraus folgerte er, dass es möglich sei, mit absoluter Exaktheit die Gesetzmäßigkeiten aller Lebensvorgänge zu erkennen. Der Wissenschaftler wird als völlig unbeteiligter Beobachter gesehen, der neutral und exakt die Mechanismen des Universums studiert, bis er bei experimentell zweifelsfrei bewiesenen Schlussfolgerungen ankommt. Bis heute ist die westliche Welt geprägt von diesem Glauben an „Wissenschaftlichkeit“, exakter Berechenbarkeit aller Prozesse und mechanistischen Zugängen, ungeachtet neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Das kartesische Weltbild hat seinerzeit aus der Enge des verordneten Glaubens geführt und hat den Wert klarer Analysen und experimenteller Überprüfung in der Wissenschaft etabliert. Das erscheint zunächst als eine Weiterentwicklung. Inzwischen ist diese „wissenschaftliche Denkweise“ vor allem durch die Quantenphysik als nicht der Realität entsprechend widerlegt worden. Dennoch prägt sie noch massiv unsere Vorstellungen. Besonders im Management sind diese überholten Sichtweisen noch fest verwurzelt. Aber auch in naturwissenschaftlichen Schulen.
Das expandierende Universum
Bis ins 20. Jahrhundert glaubte man an ein statisches Universum. Doch Beobachtungen von Edwin Hubble und theoretische Überlegungen von Alexander Friedmann enthüllten ein expandierendes Universum und führten zur Urknalltheorie.
Materie neu betrachtet
Richard P. Feynman betonte in seinen Vorlesungen über Physik die Bedeutung von Atomen als Bausteine aller Dinge. Ein heutiges Standardmodell spricht von Elementarteilchen, die sich durch verschiedene Werte von Masse, Ladung und Spin unterscheiden. Anton Zeilinger hingegen sieht Informationen als grundlegend für unsere Realität an.
Ein fortlaufender Prozess
Die Geschichte unserer Weltbilder zeigt, dass es immer wieder Paradigmenwechsel gibt und unsere aktuellen Ansichten nicht das Ende der Weisheit darstellen. Mit jeder neuen Entdeckung öffnen sich Horizonte für weitere Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten, die besonders im Kontext der Führung Beachtung finden sollten.
Für Führungskräfte, die zu Magic Leadern werden wollen, ist es wichtig, regelmäßig ihre Sichtweisen zu hinterfragen. Vor allem dann, wenn sie von anderen Menschen angetriggert werden oder in emotional aufgeladenen Debatten verwickelt sind. Die Entwicklung der Weltbilder spiegelt wider, dass Entwicklung möglich ist, wenn wir offen für neue Ideen sind und bestehende Annahmen kritisch überprüfen. Ein Leader, der versteht, dass unsere aktuelle Perspektive nur ein Zwischenstadium im Fluss des Wissens ist, kann Teams inspirieren, über den Tellerrand hinauszublicken und gemeinsam neue Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln.
Wie genau sich dies auf Leader auswirkt, lesen Sie in meinem Buch „Magic Leader – Die Macht der Illusionen“. Bei konkreten Fragen können Sie mir auch gerne eine persönliche Nachricht schreiben.